Die ersten Schuhe und allgemeine Infos zur Schuhsuche und Größenermittlung (auch für ältere Kinder und Erwachsene)

Das erste Paar Schuhe für die Kleinsten ist ein großes Thema für Eltern.

In unserem Familienstützpunkt hatten wir bereits einen kleinen Workshop zu diesem Thema, worauf hin der Wunsch aufkam, alles noch einmal detailliert nachlesen zu können.

Diesem Wunsch komme ich hiermit gerne nach

Viel Spaß mit den Infos, Fragen gern jederzeit per Mail oder persönlich vor Ort am Dienstag in unserem „FamilienRaum“.

Als kleine Einleitung ein interessanter Fakt: in allen Studien, die in den letzten Jahrzehnten zu Kinderfüßen durchgeführt wurden, trugen mehr als die Hälfte aller Kinder zu kurze Schuhe. In der letzten Studie des Forschungsprojektes „Kinderfüße – Kinderschuhe“ aus Österreich waren es 69% und bei Hausschuhen gar 88% – nur 3% der Kinderschuhe hatten die korrekte Innenlänge! 

98% aller Kinder kommen mit gesunden Füßen zur Welt, es leiden aber über 40% aller Erwachsenen an Fußbeschwerden, von denen viele sogar operativ behandelt werden müssen –  Tendenz steigend. 

Da lohnt sich doch wirklich ein Blick auf die Füße und in die Schuhe eurer Kleinen.

Wann braucht mein Kind seine ersten Schuhe?

Beginnen wir mit der wichtigsten Frage, die auch mir immer wieder gestellt wird. Ab wann braucht mein Kind eigentlich Schuhe? Die Antwort ist: „Später als du wahrscheinlich denkst.“ 

Genauer gesagt sollte dein Kind bereits sicher und komplett frei laufen können. Dann erst sollte es Schuhe an die Füßchen bekommen, vorher nicht. Das heißt natürlich nicht, dass eure Kleinen im Herbst und Winter außen barfuß die ersten Schritte machen müssen. Dafür gibt es tolle Überzieher, die ihr einfach über ein paar warme und – wichtig – passende Socken ziehen könnt (zum Thema Socken später mehr). Auch gibt es komplette Matschhosen mit Überziehern unten dran. Die restliche Zeit ist es am besten barfuß zu sein, so oft es eben möglich ist. Ihr werdet es sicher auch schon selbst gemerkt haben, das ist zufällig (oder auch gar nicht so zufällig?) der von den Kindern auch selbst bevorzugte Weg.

Der „richtige“ Schuh

Wenn es dann soweit ist, wie sieht der perfekte Schuh aus?

Der perfekte Schuh

  • passt zum Fuß – der Fuß soll sich nicht dem Schuh anpassen müssen!
  • hat nach vorne mindestens 12mm (+3-5mm Zuwachs je nachdem, wie alt das Kind ist und wie gut es damit zurecht kommt) Platz, jedoch nicht mehr *
  • hat in er Breite 2-4mm Platz
  • ist leicht
  • ist flexibel in alle Richtungen (lässt sich quasi „knautschen“ und nicht nur in der Mitte einmal knicken)
  • hat keine Sprengung – ist also flach und hat auch innen unter der Sohle keine Erhebungen/Wölbungen
  • hat eine ergonomische Zehenbox, ist also vorne nicht spitz zulaufend oder abgerundet sondern folgt der Form der Zehen (schaut euch mal eure „normalen“ Schuhe und daneben eure Füße an oder stellt euch auf den Schuh – ziemlich interessant, wie unterschiedlich die Form ist, oder?)
  • ist an Spann und Ferse weder zu eng noch zu locker

*wichtig: Kinder vor dem Grundschulalter bitte höchstens 15mm Platz, die 17mm erst ab etwa Einschulung, um „Krallen“, also festhalten mit den Zehen, vorzubeugen!

Was sind Barfußschuhe/Minimalschuhe und warum sollte ich solche Schuhe für mein Kind kaufen?

Barfußschuhe heißen nicht so, weil sie barfuß getragen werden sollen oder gar müssen (können sie aber je nach Jahreszeit natürlich), sondern weil sie den Füßen das größtmögliche Barfußgefühl geben. Daher nennt man sie auch Minimalschuhe, sie sind quasi das minimalste an Schuh und damit die minimalste Einschränkung für die Füße. 

Barfußschuhe sind die beste Alternative zum Barfußlaufen und das ist nachweislich das gesündeste für kleine aber natürlich auch für große Füße.

Damit beantwortet sich obige Frage nach dem Warum folgendermaßen:

  • Kleine Füße sind in der Entwicklung, die Knochen sind noch nicht vollständig ausgewachsen und damit noch weich.
  • Falsches Schuhwerk hat eine Auswirkung auf den gesamten Bewegungsapparat (Haltung, Rücken/Wirbelsäule, sowie Gelenke).
  • Kinder müssen ihre Balance erst finden – das geht nachweislich besser barfuß oder in Minjmalschuhen, als in klobigen, unflexiblen Schuhen, die gern mal als „festes Schuhwerk“ bezeichnet werden.
  • Falsches Schuhwerk führt zu Fehlstellungen des Fußes – Hallux valgus, Spreizfuß, Plattfuß usw.).
  • Die kleinen Füße müssen erst noch alle Muskeln aufbauen und dabei hilft ihnen ein Schuh mit der möglichst kleinsten Einschränkung oder eben natürlich das Barfußlaufen.

Achtung auch bei der Wahl der Strümpfe!

Bitte achtet immer darauf, den Kindern passende Socken anzuziehen. Die besten Barfußschuhe bringen wenig, wenn die Zehen bereits in zu kleine oder enge Socken gequetscht werden.

Wie werden Füße und Schuhe am besten gemessen?

Ihr wisst nun, dass der Schuh immer zum Fuß passen muss. Wie aber könnt ihr herausfinden, ob das der Fall ist und im besten Fall auch noch kontrollieren, ob er im Verlauf noch passt oder ob schon die nächste Größe nötig ist? 

Grundsätzlich solltet ihr Füße immer am Nachmittag oder bestenfalls am Abend messen, da die Füße im Laufe des Tages etwas größer werden, das kennt ihr sicher von euch selbst schon.

Für die Messung habt ihr verschiedene Möglichkeiten.

Die kostengünstigste stellen wir euch zuerst vor, im Folgenden dann noch Tipps für Hilfsmittel, die ihr kaufen könnt. 

  1. Die „Wand-Strich-Methode“ 

Dafür braucht ihr ein Blatt Papier oder Pappe, evtl. Klebeband zum Fixieren am Boden, ein Lineal oder Maßband und eine ausgebaute Kugelschreibermine (da diese sehr dünn ist und das ist wichtig, um die Länge und Breite nicht zu verfälschen). 

Legt das Papier mit der kurzen Seite an eine Wand und fixiert es mit etwas Klebeband. Dann stellt euer Kind mit Po und Ferse an der Wand auf das Papier, die Füße stehen parallel. Markiert den längsten Punkt, meist die große Zehe, bei manchen ist es aber auch die zweite oder manchmal sogar die dritte Zehe. Haltet den Stift dabei unbedingt senkrecht. Dann markiert ihr noch die Mitte der Ferse. Ihr könnt dann einfach eine Linie von der Mitte der Ferse zum längsten Punkt ziehen. Das was ihr jetzt messt, ist die Fußlänge.

Die Breite messt ihr, indem ihr das Papier um 90 Grad dreht, die Füße abwechselnd mit der kleinen Zehe locker an die Wand anstellt, die Ferse etwas abrückt und dann die breiteste Stelle markiert. Der Fuß soll dabei schön locker und die Zehen aufgefächert stehen. Nun messt ihr den Abstand vom Rand des Papiers bis zur breitesten Stelle und habt damit die Fußbreite.

Bitte messt immer beide Füße, da sie meist unterschiedlich lang und/oder breit sind.

Nun kommen zu den gemessenen Werten (z.B. Länge: 17cm und Breite: 7cm) noch folgende Zugaben für den Spielraum: 

Länge: plus mindestens 12mm, maximal 17mm
Breite: 2-4mm

Bei Laufanfängern bitte nur die 12mm und dafür öfter wechseln (bitte regelmäßig nachmessen, die kleinen Füße wachsen teilweise rasend schnell und es kommt vor, dass teilweise sogar eine Größe übersprungen wird!), bei größeren Kindern ab etwa Grundschulalter können es auch bis zu 17mm sein, wenn sie gut damit laufen können. 

Bei Sandalen, die vorne offen sind, benötigt ihr weniger Platz, da reichen etwa 8-10mm Platz. Es besteht sonst die Gefahr, dass die Sohle beim Laufen umknickt.

Für jeden Schuh findet ihr in den gängigen Online-Shops in der jeweiligen Produktbeschreibung meist eine Schuhgrößentabelle die euch zeigt, welche Schuhgröße welche Innensohlenlänge und -breite hat. Hier könnt ihr nun also mit dem gemessenen Wert PLUS den 12-17mm und den 2-4mm schauen welche Größe die passende ist. 

Oder ihr geht in einen Barfußschuhladen, dort sind auch meist alle Modelle bereits vorher vermessen worden. 

WICHTIG: Schuhgrößen sind nicht genormt! Eine 30 kann 18,5cm Innenlänge aber auch 20,5cm Innenlänge haben. Das sind eigentlich gut 3 Größen Unterschied! 

Außerdem lasst eure Kinder bitte nie einfach auf die Innensohle stellen, um zu schauen, ob der Schuh passt, hier gilt nämlich das gleiche, die Größe ist nicht genormt! Viele Hersteller nutzen die gleiche herausnehmbare Innensohle für 3 verschiedene Größen! 

  1. Das Zentimetrix

Das Zentimetrix ist das perfekte Hilfsmittel, um einfach die Füße zu vermessen. 

Auch hier bitte darauf achten, dass beide Füße hinten auf dem Zentimetrix richtig anstehen.  

Die verstärkte Vorderkante im 90° Winkel an die Zehen anstellen und die Maße ablesen.

Die Breite ebenfalls so messen. 

  1. Das Plus12 (plus Base)

Ein sehr gutes Hilfsmittel ist außerdem das sogenannte Plus12. Ihr könnt damit auch die Fußlänge messen, allerdings ist es vor allem sehr gut dafür geeignet, immer zu wissen, wie die Innenlänge des Schuhs ist (es ist dadurch auch super dafür geeignet, um es mit in den Schuhladen nehmen) und somit zu wissen, ob der aktuelle Schuh noch passt. 

Um die Fußlänge damit zu messen, stellt man einfach die Ferse auf die dafür vorgesehene Vorrichtung und zieht dann das „Maßband“ aus dem Gerät heraus, bis der längste Zeh bündig mit der roten Spitze abschließt.

Das Gerät besitzt zusätzlich einen 12mm Abrollspielraum auf der Anzeige, damit kannst du direkt die benötigte Mindestlänge im Schuh ermitteln. 

Passend zum Plus12 Messgerät gibt es auch noch eine sogenannte „Base“, einen überdimensionierten roten Fuß, in den das Messgerät eingeklickt wird. Damit ist es aus meiner Erfahrung viel leichter, die Füße zu messen.

Wie oben erwähnt könnt ihr auch jederzeit das Plus12 nutzen, um die Innenlänge der aktuellen Schuhe zu ermitteln und so zu wissen, ob die Schuhe noch passen bzw. bei neuen Schuhen zu sehen, ob der Schuh überhaupt passen wird.

Wichtig:

Ihr habt nun im besten Fall die richtige Fußlänge und –breite ermittelt, jetzt muss der Schuh natürlich auch zu diesen Maßen passen. 

Wie oben bereits beschrieben, könnt ihr mit dem Plus12 die Innenlänge des Schuhs ermitteln. Die Breite allerdings nicht und diese ist ebenso wichtig, wie die Länge. Ihr könnt zur Ermittlung der Innenbreite der Schuhe das sogenannte Clevermess nutzen, das es leider neu nicht mehr zu kaufen gibt und auch nur bis zu einer Breite von 8cm misst. 

Wir empfehlen euch daher, einfach eine sogenannte „Teleskoplehre“ zu nutzen (Teleskoplehre in den Schuh schieben, festdrehen und dann vorsichtig wieder herausziehen und mit einem Lineal oder einer digitalen Schiebelehre die Breite ablesen).

Eine weitere Möglichkeit wäre ein auf die benötigte Breite zugeschnittenes Holzstäbchen oder ähnliches, welches ihr in den Schuh schiebt. Wenn es sich hineinschieben lässt, ohne den Schuh auszubeulen, passt er höchstwahrscheinlich in der Breite. 

Viel Spaß bei der Suche nach den ersten und/oder passenden Schuhen wünscht euch der Familienstützpunkt Adelsdorf

Wir haben Euer Interesse geweckt?
Dann kommt doch gerne persönlich vorbei oder
vereinbart noch heute Euren persönlichen Beratungstermin.